Pflanze des Monats Februar
Die Zaubernuss
Sie sind schon etwas Besonderes, die filigranen, korallenartigen, hellgelben Blüten der Zaubernuss.
Sie fallen ins Auge, denn die Blütezeit, die in die oft trüben Wintermonate fällt, ist ungewöhnlich.
Ursprünglich in Nordamerika und in Ostasien beheimatet, hat die strauchartige Pflanze inzwischen auch in unseren Gärten Einzug gehalten.
Hamamelis -die altgriechischen Begriffe hama (gleichzeitig) und melon (Apfel oder Frucht) haben der Pflanze ihren Namen gegeben.
Nach der Blüte im Herbst oder Winter reifen die Kapselfrüchte erst sehr spät im Jahr heran und finden sich oft auch dann noch am Strauch,
wenn sich schon wieder die Folgeblüten zeigen.
Diesem „zauberhaften“ Phänomen verdankt die Zaubernuss möglicherweise ihren deutschen Namen.
Doch es finden sich auch andere Erklärungen: im englischen Sprachraum heißt die Pflanze whitch hazel.
Ja, die Früchte erinnern tatsächlich ein wenig an Haselnüsse, und auch die Laubblätter weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen der Hasel auf.
Botanisch verwandt sind Hasel und Zaubernuss aber nicht. Und was hat es mit der witch, der Hexe oder Zauberin auf sich?
Magische Eigenschaften hat Hamamelis eigentlich nicht. Wiche – ein mittelenglisches Wort, bedeutet einfach nur „biegsam“.
Die elastischen Zweige haben wohl tatsächlich bei den indigenen Ureinwohnern Nordamerikas als Wünschelruten Verwendung gefunden, um damit Wasseradern aufzuspüren.
Diese Ureinwohner waren es auch, die die Heilkräfte von Hamamelis virginiana, der amerikanischen Zaubernuss, als erste erkannten. Die Medizinmänner versorgten entzündete Biss- oder Schnittwunden mit Salbenzubereitungen, die Hamamelisextrakte enthielten und verwendeten Nasentamponaden aus getrockneten Hamamelisblättern, um Nasenbluten zu stoppen.
Im 19. Jahrhundert wurden dann europäische Siedler in Nordamerika auf die Zaubernuss aufmerksam und brachten die Pflanze und das Wissen um ihre Heilkraft in die „Alte Welt“. Hamamelisrinde und Hamamelisblätter haben Einzug in die europäischen Arzneibücher gefunden.
Es sind besonders die Tanningerbstoffe der Rinde, aber auch Flavonoide und Catechingerbstoffe der Blätter, die wundheilungsfördernd, juckreizstillend und adstringierend (zusammenziehend) wirken. Ödeme können abschwellen und Entzündungen gehen zurück. Als Teezubereitung finden Hamamelisblätter oder -rinde kaum Verwendung. Zwar lässt sich aufgrund des Gerbstoffgehaltes eine gewisse „stopfende“ Wirkung bei Durchfall erwarten, doch können Magen und Darm auch gereizt werden. Es gibt bessere Alternativen wie Schafgarben-, Salbei- oder Melissentee. Bei äußerlicher Anwendung ist die Zaubernuss jedoch segensreich. Die Behandlung von Hämorrhoiden ist hier ein wichtiges Einsatzgebiet. In der Barlach-Apotheke empfehlen wir Salben oder Zäpfchen.
Es bieten sich sowohl reine Hamameliszubereitungen als auch Kombinationen mit anderen Heilpflanzenextrakten an, die ebenfalls adstringierend, blutstillend und entzündungshemmend wirken. So enthalten zum Beispiel die Quercus-Präparate von Wala neben Hamamelis noch Eichenrindenextrakt und Borretsch. Die Hamamelis comp. Salbe von Weleda enthält neben dem Hamamelisextrakt eine spezielle Antimonzubereitung, welche zusätzlich entzündungshemmend wirkt.
Zur Unterstützung des Venensystems empfehlen wir eine homöopathische Zubereitung, die neben Hamamelis auch Aesculus, die Rosskastanie, enthält. Hier kommen jeweils niedrige Potenzen zum Einsatz. Verdünnte Hamamelis-Essenz, ein wässrig- alkoholischer Auszug aus Blättern und Rinde, ist ein bewährtes Mittel für Umschläge bei schlecht heilenden Wunden, Verbrennungen oder Sonnenbrand. Bei Krampfaderleiden oder dem „offenen Bein“, beides Erkrankungen, die wie die Hämorrhoidalleiden auf Störungen im venösen System hindeuten, können solche Umschläge wohltun. Auch ein wunder Babypopo lässt sich mit verdünnter Hamamelistinktur oder Hamamelissalbe besänftigen.
Noch eine weitere Hamameliszubereitung bieten wir in unserer Apotheke an – das Hamameliswasser.
Für die Herstellung werden frische oder getrocknete Hamameliszweige mit Wasser versetzt. Dieser Ansatz wird destilliert. Zur besseren Haltbarkeit wird das Destillat anschließen mit Alkohol versetzt.
Hier sind es weniger die Gerbstoffe, die ja nicht wasserdampfflüchtig sind, sondern eher die ätherischen Öle von Hamamelis, die ihre wunderbare hautberuhigende Wirkung entfalten und dem Hamameliswasser seinen zarten Duft verleihen.
Es wird gerne eingesetzt als Poren verfeinerndes Gesichtswasser oder auch als Rasierwasser. Bei besonders empfindlicher Haut hilft noch ein Zusatz von Rosenwasser.
Übrigens: Die Hamamelissträucher, deren Blüte uns im Januar und Februar in unseren Gärten erfreut, sind reine Zierpflanzen.
Die wertvolle Heilpflanze, Hamamelis virginiana, blüht bereits im Oktober. Da sind in unseren Breiten viele Bäume noch belaubt und zeigen ihre prächtige Herbstfärbung.
Die zarten Hamamelisblüten fallen uns da oft gar nicht auf – eigentlich schade!