Pflanze des Monats Juli
„Der echte Lavendel ist warm und trocken, weil er wenig Saft hat. Und er nützt dem Menschen nichts zum Essen, hat aber doch einen starken Duft. Und wenn ein Mensch, der viele Läuse hat, oft am Lavendel riecht, sterben die Läuse an ihm. Und sein Duft macht die Augen klar, weil er die Kraft sehr starker und auch die Nützlichkeit sehr bitterer Spezereien in sich hat, und daher fesselt er viele üble Dinge…“
So beschreibt die heilige Hildegard von Bingen (1098 - 1179) den Lavendel in ihrer berühmten Schrift Physica.
Auch wenn der Lavendel heute andere therapeutische Verwendung findet, Unrecht hatte die große Heilkundige nicht. Ursprünglich in den Bergregionen des Mittelmeerraumes beheimatet, fühlt sich Lavandula angustifolia, der echte Lavendel, auch bei uns inzwischen wohl.
Wie Salbei, Rosmarin, Thymian und Minze gehört er zur großen Familie der Lippenblütler, die viele aromatische Vertreter hervorbringt. Vielleicht ist der Lavendel aber der faszinierendste.
Das ätherische Öl des echten Lavendels schätzen wir zur Behandlung von Unruhezuständen, Ein- und Durchschlafstörungen. Auch quälendes Gedankenkreisen kann abgemildert werden. Studien zeigen, dass Lavendelöl in Kapselform eingenommen ähnlich entspannende Wirkung zeigt wie Benzodiazepine (Valium und Co), die sich aber wegen ihrer Abhängigkeitsproblematik nur für den kurzfristigen Einsatz eignen.
Andere Beobachtungen auf Intensivstationen lassen vermuten, dass Lavendelöl in Form von Einreibungen oder auch durch Aromatisierung der Raumluft dem Patienten einen leichteren Umgang mit Stress und Schmerz ermöglicht.
Spannend ist, dass bereits in der Antike auch die Römer die beruhigende Wirkung des Lavendels kannten. So schrieb Plinius, der Ältere: «Das Kraut lindert den Trauerschmerz der Hinterbliebenen.» Auch bei Magenproblemen kam die Pflanze zum Einsatz.
In dieser Tradition stellen wir in der Barlach Apotheke heute aromatische Teezubereitungen mit Lavendelblüten, Hopfenzapfen, Baldrianwurzel und Orangenblüten her, die das Einschlafen erleichtern können.
Um einen nervösen Darm oder einen Reizmagen zu besänftigen, mischen wir Lavendelblüten mit Melissen- und Pfefferminzblättern und Kamillenblüten.
Eine ganz andere Anwendung findet das Ätherische Öl des Lavendel in unserem Pflegeöl BF, eine Mischung der ätherischen Öle von Cistrose, Immortelle und echtem Lavendel in Johanniskrautöl. Mit diesem Pflegeöl haben wir sehr gute Erfahrungen bei Blutergüssen und Schwellungen.
Ob als Bad, als Salbe mit Gold und Rosenöl, als Einreibung mit Campher und blauem Eisenhut, als hochwertiges reines ätherisches Öl oder verarbeitet in individuellen Mischungen – die Barlach Apotheke bietet viele Präparate mit dem echten Lavendel an.
In homöopathischen Zubereitungen findet der Lavendel bei uns hingegen kaum Verwendung.
Die unterschiedlichen volkstümlichen Namen des Lavendels - Nervenkräutlein, kleiner Speik, oder auch Narde- können botanische Verwirrung stiften.
Lavendel ist nicht gleich Lavendel!
So kennen wir neben dem echten Lavendel noch den Speiklavendel (Lavandula latifolia oder L. spica), auch als „ital. Narde“ bezeichnet. Sein ätherisches Öl wirkt stark gegen Bakterien, Viren und Pilze. Er wird aber auch als „Lernlavendel“ geschätzt. Diese Lavendelart enthält nämlich sowohl ausgleichende als auch anregende Inhaltsstoffe. Sich wach, konzentriert, aber dennoch entspannt auf eine Prüfung vorzubereiten – sachkundig angewandt kann das ätherische Öl des Speiklavendel dabei unterstützen.
Lavandin (Lavandula hybrida) ist eine Kreuzung aus echtem Lavendel und Speiklavendel. In seinem Duft dem echten Lavendel recht ähnlich, wird das Öl mitunter zum Verschneiden des teureren echten Lavendelöls missbraucht. „Legal“ findet es hingegen Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln. Das lateinische lavare bedeutet waschen. Interessant ist dabei, dass bei uns eher Zitrusdüfte als Symbol für Frische und Sauberkeit gelten, während die Engländer hier den Lavendelduft schätzen.
Mit Vorsicht und nur von kundiger Hand einzusetzen, ist das ätherische Öl des Schopflavendel (Lavandula stoechas). Zwar wirkt es antibakteriell, schleimlösend und anregend, aufgrund seines Ketongehaltes ist es für Kinder und Schwangere aber absolut tabu. Genießen wir den Schopflavendel daher lieber als attraktive, bienenfreundliche Zierpflanze in unseren Gärten.
Zurück zu Hildegard von Bingen:
Das alleinige Riechen am Lavendel wird Läuse leider nicht zum Absterben bringen. Wahr ist aber, das verschiedene Parasiten den Lavendelduft gar nicht schätzen. Das Lavendelsäckchen im Kleiderschrank zum Vertreiben von Motten oder die Lavendelduftlampe zur Mückenabwehr bewähren sich seit Generationen. „…und er nützt dem Menschen nichts zum Essen…“ Ja, sein Aroma kann sehr dominierend sein, aber ein paar Blüten über den Salat gestreut oder in den Kuchenteig gerührt, können durchaus ein interessantes Geschmackserlebnis bieten.