Pflanze des Monats November
Die Hagebutte
„Ein Männlein steht im Walde…“ – wer kennt nicht dieses alte Kinderlied?
Hier wird nicht, wie manchmal fälschlich behauptet, der Fliegenpilz, sondern die Hagebutte besungen.
Und diese findet sich weniger im als eher am Wald, in Hecken und auf Brachflächen, denn zu viel Schatten mag sie nicht.
Rosa canina, die Hunds-, Wild- oder Heckenrose ist weltweit verbreitet.
Während ihre Schwestern, die Damaszener- oder die Apothekerrose, eher mit ihren duftenden Blütenblättern beeindrucken, aus denen sich kostbare ätherische Öle gewinnen lassen, punktet die Hundsrose durch ihre Früchte, die leuchtend roten Hagebutten. Botanisch korrekt handelt es sich hier um Scheinfrüchte.
Als Sammelnussfrucht sind die kleinen Kerne, die sich im Innern der Hagebutte finden, die eigentlichen Früchte, die vom fleischigen, roten Blütenboden umschlossen werden. Und diese Kerne haben es in sich.
Die ihnen anhaftenden Haare mit kleinen Widerhaken rufen bei Hautkontakt starken Juckreiz hervor. Schon Generationen von Lausbuben und -mädchen wurden dazu verlockt, aus den Kernen sehr wirksames Juckpulver herzustellen.
Auch der volkstümliche Name „Arschkratzerl“ für die Hagebutte deutet an, welche Effekte der Verzehr der Früchte samt ihrer Haare haben können.
Natürlich lässt sich die Hagebutte auch sinnvoll verwenden. Die Hagebuttenfrüchte (Kerne) sind reich an fettem Öl. Das durch schonende Kaltpressung gewonnene Wildrosenöl enthält wertvolle ungesättigte Fettsäuren, die intensiv hautregenerierend wirken.
In der Barlach-Apotheke setzten wir das Öl daher gerne in Zubereitungen zur Narbenpflege ein. Die roten Hagebuttenschalen enthalten viel Vitamin C und weitere Fruchtsäuren, Gerbstoffe, und Pektinsäuren sowie entzündungshemmende Flavonoide und Polyphenole. Als preiswertes Getränk ist der leuchtend rote Tee jedem, der auf Klassenfahrten in Jugendherbergen übernachtet hat, in mehr oder weniger guter Erinnerung.
Über den gesundheitlichen Nutzen lässt sich streiten. Gern wird Hagebuttentee bei Erkältungen als Vitamin C Lieferant gerühmt oder auch empfohlen bei Nieren- und Blasenleiden. Wissenschaftliche Belege zu positiven Effekten gibt es hierfür nicht.
Das hitzelabile Vitamin C lässt sich in einer Teezubereitung nur noch in Spuren finden. Auch die anderen Inhaltsstoffe kommen im Tee einfach in zu geringer Menge vor, um eine Heilwirkung entfalten zu können.
Interessant ist da eher das aus einer bestimmten Unterart von Rosa canina gewonnene Hagebuttenpulver. Die Scheinfrüchte werden schonend bei max. 40 Grad Celsius getrocknet und vermahlen. Die reizenden Haare werden dabei entfernt.
Sogenannte Galaktolipide - das sind Verbindungen aus einem Zuckeranteil und bestimmten Fettsäuren - wirken antioxidativ gegen gelenkzerstörende Radikale und antientzündlich.
Über mehrere Monate in ausreichender Menge eingenommen können Arthrose bedingte Gelenkschmerzen gelindert werden.
Die Morgensteifigkeit der Gelenke lässt nach. Möglicherweise werden weniger Schmerzmittel benötigt.
Die Barlach-Apotheke hält sorgfältig hergestelltes Hagebuttenpulver für Sie bereit.
Nach einer skandinavischen Studie kann durch den Verzehr des Pulvers möglicherweise auch der Cholesterinwert gesenkt werden. Eine Therapieempfehlung lässt sich daraus leider noch nicht ableiten.
Gerade im Schwabenland hat die Hagebutte auch in der Küche ihren festen Platz.
Bei der traditionellen Herstellung des Hägemarks werden die aufgeschnittenen Hagebutten zunächst einige Tage kühl gelagert und anschließend unter Zugabe von wenig Wasser durch Siebe gestrichen. Hierbei werden Haare und Kerne entfernt. Das gewonnene Rohmark wird anschließend mit Zucker auf max. 75 Grad erhitzt und dann kaltgerührt.
Das auf diese Weise schonend hergestellte Hägemark ist relativ reich an Vitamin C - und einfach lecker als Brotaufstrich oder zur Verfeinerung von Suppen und Eintöpfen.
Auch wenn es sicherlich attraktivere Rosenarten gibt, sollte die Hundsrose zumindest im Naturgarten ihren Platz finden.
Sie braucht im Gegensatz zu ihren schönen, aber empfindlichen Schwester keinen Winterschutz und kann sich gut gegen Schädlinge behaupten.
Mit ihren ungefüllten Blüten und ihren nährstoffreichen Scheinfrüchten ist sie eine wertvolle Futterpflanze für Insekten und Vögel und erfreut mit ihren leuchtend roten Hagebutten, die lange an den unbelaubten Trieben hängenbleiben, an trüben Wintertagen auch uns Menschen.